Kettcar

Vom Schlachthof Wiesbaden, dem Veranstalter des diesjährigen Folklore im Garten, werden wir mit kostenlosen Shuttlebussen in Richtung Festivalgelände gebracht. Schon am Eingang fällt auf, dass man am Festivalbesucher kein Geld verdienen will, weil 7 Euro für das Tagesticket schließlich nur die Unkosten decken können. Durch den Schlosspark in Wiesbaden, vorbei an vielen unterschiedlichen Ständen, geht man in Richtung der großen Schlossbühne, wo Rockblock 3001 schon mit ihrem Programm begonnen haben. Von überall her wehen dem Besucher die Düfte der unzähligen Essensstände mit internationalen Speisen in die Nase, Holzstämme und Bänke laden zum Hinsetzen ein.
Durch ein ausgefallenes Platzprogramm wird dem Festivalbesucher die Pause nach Rockblock 3001 versüßt. Wobei sich manch einer schon fragt, warum Heinz extra aus der Schweiz angereist kommt, um einen 10 Meter hohen Turm aus Stöcken zu bauen. Über diese Frage nachsinnend, begeben wir uns direkt vor die Schlossbühne, auf der jeden Moment Kettcar mit ihren Auftritt beginnen sollen.

 

Kettcar

 

 

Es hat ziemlich aufgefrischt und so Mancher kuschelt sich näher an seinen Konzertnachbar.
Kettcar beginnen ihren Auftritt mit „Ausgetrunken“ und schnell füllt sich der Platz vor der Bühne. Wer jetzt denkt, Kettcar sei Frauenmusik irrt, vor der Bühne tummeln sich mehr männliche Konzertbesucher als weibliche.
In diesem Sommer stellte sich endlich der kommerzielle Erfolg für Kettcar ein und als Dankeschön bekam Wiesbaden auch viele neue Titel auf die Ohren. Neben rockigeren Stücken wie „Deiche“, „Stockhausen, Bill Gates und ich“ und „Handyfeuerzeug gratis dazu“ werden auch leisere, traurigere Stücke wie „48 Stunden“ und „Nacht“ zum Besten gegeben.
Aber auch die Hartgesottenen Kettcarfans kommen mit Stücken wie „Money left to burn“, „Ich danke der Academy“ oder „Landungsbrücken raus“ auf ihre Kosten.
Aber man liebt Kettcar nicht nur wegen ihrer Musik, die Ansagen können schon mal fünf Minuten dauern und treiben so manchem Zuschauer vor Lachen die Tränen in die Augen. Wobei der halbseitig blinde Klassenhamster des Bassisten Reimer den Lachmuskel-Höhepunkt des Abends darstellt. Der Höhepunkt fürs Herz ist definitv das Solo der Brüder Wiebusch mit „Balu“, womit der Auftritt von Kettcar leider auch schon wieder endet.

 

Egoexpress

Nach kurzer Umbaupause gibt es das absolute Kontrastprogramm zu Kettcar. Von Gitarrenmusik zu absoluter Elektronik-Musik mit Egoexpress. Was leider gleich auffällt, ist die mangelnde Dekoration: Ein Bühnenelement wird als DJ-Pult missbraucht, das Kabelgewirr liegt offen herum und die Lichtshow ist auch alles andere als ausgeklügelt.
Aber Egoexpress sind auch nicht für die Deko nach Wiesbaden gekommen, sondern um Musik zu machen. Und Musik machen können die beiden Herren aus Hamburg. Nach anfänglicher Schüchternheit, finden sich Massen von Festivalbesuchern vor der Bühne ein und lassen sich von den elektronischen Beats zum Tanzen verführen.
Auf Grund von winterlichen Temperaturen, begeben wir uns langsam in Richtung Shuttlebus und Heimat.

Folklore im Garten 2005 erwies sich alles in Allem wieder als gut organisiertes Festival, das durch schönes Ambiente, gute Künstler und billige Ticketpreise besticht.

 

 

 

Text und Fotos: Katrin Reichwein & Sonja Waschulzik – www.sounds2move.de / August 2005

 

Links: http://www.schlachthof-wiesbaden.de/folklore/