Schandmaul „Leuchtfeuer“ / VÖ 09.09.2016
Schandmaul sind schon lange ein durchaus klangvoller Name und eine Konstante in
der alternativen deutschen Musikszene. So ganz warm wurde ich mit den
Münchnerinnen und Münchnern bisher allerdings nicht, selbst wenn die Erfolge der
Band zweifelsfrei beachtlich waren und nach wie vor sind. Umso mehr freue ich
mich, dass „Leuchtfeuer“ auch für einen Nicht-Fan einiges zu bieten hat.
Da wäre vor allem die beschwingte Lebensfreude, die den Großteil der Songs
umweht und für gute Laune sorgt. Eigentlich hätte man dieses Album etwas früher,
nämlich rechtzeitig zum Sommer veröffentlichen müssen, aber auch so bekommt man
Lust, das Tanzbein zu schwingen, auch wenn die Tage merklich kürzer und kühler
geworden sind. Das liegt nicht nur an der oft launigen Folk-Umsetzung, sondern
auch an den damit einhergehenden Melodiebögen und den vielen nicht weniger
unterhaltsamen Textideen, die Frontmann Thomas Lindner dem Zuhörer präsentiert.
Ob nun purer Optimismus versprüht wird („Heute bin ich König“), man das Glas auf
alte Weggefährten erhebt („Freunde“) oder man augenzwinkernd feststellt, wie
lange einem mit zunehmendem Alter doch eine durchzechte Nacht nachhängen kann
(„Ich werd’ alt“). Ein feiner Sinn für Humor macht die Sache richtig rund, was
perfekt zum luftigen Folk-Rock passt, den Schandmaul hier auftischen. Zwar
werden auch mal ernste Themen angeschnitten, wie beispielsweise beim gelungenen
Jeanne D’Arc-Portrait „Orléans“, aber den Ton geben die fröhlichen Stücke an,
während immer mal wieder nachdenkliche Songs für eine melancholische
Verschnaufpause sorgen. Letztlich bietet „Leuchtfeuer“ sogar noch eine
faustdicke Überraschung: Für „Zu zweit allein“ hat man sich nämlich die
Unterstützung von niemand geringerem als Tarja Turunen gesichert, die hier
erstmals einen Song in deutsche Sprache singt und dabei beim besten Willen keine
schlechte Figur abgibt. Bei so viel Lob kann man den Schandmäulern auch mal
nachsehen, dass die Melodieführung beim Titeltrack verdächtig nach „The Riddle“
von Nik Kershaw klingt. Kurzweilige Unterhaltung mit mittelalterlichem Charme.
Markus Rutten - www.sounds2move.de