Lacrimas Profundere „Hope is here“ / VÖ 12.08.2016



Viel Arbeit liegt hinter Lacrimas Profundere. Verdammt viel. Die Gothic Rocker haben nicht nur ein Album geschrieben, sondern sich sogar erstmals in ihrer Geschichte für ein Konzeptalbum entschieden (Details hierzu im demnächst erscheinenden Interview). Produziert haben sie das Teil direkt ebenfalls auf eigene Faust, darüber hinaus hat man sich mit Oblivion/SPV auch noch einem neuen Label angeschlossen, nachdem der Vertrag mit dem langjährigen Partner Napalm ausgelaufen war. Seit 2013 hat man zu allem Überfluss auch noch Gitarre, Bass und Schlagzeug neu besetzt.

Also alles neu bei der Rock ´n´ Sad-Crew? Jein, denn zumindest musikalisch haben die Oberbayern keine übertriebenen Kapriolen geschlagen. Das war auch nicht zu erwarten, denn in Gitarrist Oliver Nikolas Schmid und Sänger Rob Vitacca hat man zumindest beim kreativen Kern seit 2007 eine willkommene Konstanz. Da ist es keine sonderlich große Überraschung, dass „No Man’s Land“ vom ersten bis zum letzten Ton aber mal sowas von nach Lacrimas klingt: Aufbau, Riff, Dramaturgie, Gesang - alles schweinecool runter gezockt. So etwas nennt man dann wohl Trademark-Song, oder einfach Hit. Doch auch in anderem Rahmen weiß man zu punkten: „Awake“ etwa überzeugt mit überraschend epischer Schlagseite, dramatischen Streichern und einer gewissen Nähe zum symphonisch angehauchten Gothic Metal. Der Gegenentwurf hierzu hört auf den Namen „You, my North“ und ist über weite Strecken eine minimalistische Doom-Nummer mit betörend mantraartiger Gitarre und aufs Allernötigste reduzierten Drums. Zumindest so lange bis sich der Song zeitweise kraftvoll aufbäumt, für eine ordentliche Gänsehaut sorgt und einige Vielseitigkeitspunkte einfährt. Überhaupt fällt „Hope is here“ sehr abwechslungsreich und stimmungsvoll aus, da Lacrimas Profundere vor allem den ruhigeren Momenten viel Raum geben, um zu wirken und sich zu entfalten („Black Moon“). Zwar ist der Großteil der neuen Stücke im hörerfreundlichen Format zwischen drei und viereinhalb Minuten angesiedelt, doch innerhalb der einzelnen Nummern passiert bisweilen einiges, weshalb explizit empfohlen wird, sich dieses Teil mehrfach und am besten laut anzuhören. Vor allem mit etwas Anlauf entfaltet beispielsweise „Timbre“ sein volles Potential, das von einer verspielt gezupften, bis zur aggressiv sägenden Gitarre alles zu bieten hat und sich besonders im Chorus öffnet und dann merklich an Weite gewinnt.

Vielleicht möchte man all das progressiv betiteln (was bei Konzeptalben nicht selten der Fall ist) und zumindest ein bisschen recht hat man damit wohl. Zum Glück ist „Hope is here“ dennoch keinesfalls verkopft, sondern ein Album, das man vor allem auf der Gefühlsebene genießen kann. Als Fan fühlt man sich jedenfalls mit jedem Durchlauf heimischer, während das Artwork ohnehin traditionell zu überzeugen weiß. Hier kann zu gleichen Teilen geschwelgt und gerockt werden - das darf man schon geil finden.

Markus Rutten - www.sounds2move.de