Good Charlotte „Youth Authority“ / VÖ 15.07.2016



Man könnte gegenwärtig durchaus auf den Gedanken kommen, dass die Zeit um die Jahrtausendwende ihr großes Comeback feiert. Während allenthalben auf Smartphones das große Comeback der Pokémon gefeiert wird und gerade eben erst ein absolut hörenswertes Album von Blink 182 seinen Weg zu uns gefunden hat, legen jetzt auch die noch eine ganze Ecke poppigeren Good Charlotte ihren ersten Langspieler seit 6 Jahren vor. In der Tradition seiner Vorgänger erklingt „Youth Authority“ so süffig, das man vor allem eines will: mehr!

Nach einer längeren Auszeit ist das Quintett, dessen Zwillingsduo Joel und Benjamin Madden in der Zwischenzeit u.a. in der Jury der australischen Version von „The Voice“ saß und sich als Produzenten für allerlei andere Künstler verdingt hat, wieder hungrig und zudem keinesfalls gewillt auch nur eine der eigenen Stärken ungenutzt zu lassen. Die 13 neuen Songs quellen jedenfalls fast über vor griffigen Hooklines, gefälligen Melodien und einer fast schon unverschämten Portion Pop-Appeal. Billig oder simpel klingt die Geschichte allerdings nicht, sondern einfach nur verdammt gut gemacht und mit einer Selbstverständlichkeit vorgetragen, um die manch andere Kapelle die Amis insgeheim beneidet, während sie im heimischen Proberaum krampfhaft versucht die geforderte Hitsingle zu schreiben, die sich das Label so sehnsüchtig wünscht. Hier sitzt jeder Chorus punktgenau, trotz variabler Einflüsse will keiner der Songs zu viel, sondern schunkelt sich stattdessen locker-flockig auf direktem Weg ins Langzeitgedächtnis. So ist „Youth Authority“ eines dieser typischen Alben für jeden Tag geworden, eine Platte, die man im Grunde immer auflegen kann und die einem durchaus den einen oder anderen eigentlich mittelmäßigen Tag versüßen kann. Bei aller Poppigkeit vermeiden Good Charlotte es glücklicherweise, dass ihr neues Scheibchen all zu platt und austauschbar klingt. Dabei werden sicherlich auch die einen oder anderen kommerziellen Erfolgsformate bedient, aber bei den meisten dürfte sich rumgesprochen haben, dass Musik nicht zwingend schlecht sein muss, nur weil sie ein breites Publikum anspricht (auch wenn sich Rock- und Metalfans das gerne gegenseitig einreden). Erlaubt ist was gefällt, seien es eine schwelgerische Halbballade im US-Rockradioformat („Stray Dogs“, „Cars full of People“), extrem eingängiger, vor Hooks nur so strotzender Alternative Rock („Rise“, „Makeshift Love“), oder auch mal Pop-Punk mit klebrigen Bon Jovi-Momenten („Life Changes“). „Youth Authority“ hat all das und noch ein bisschen mehr, nämlich den flotten Gute-Laune-Rocker „The Outfield“ oder das mit einer verspielten Pianomelodie und dezenten Synthie-Flächen aufgemotzte (und etwas schmalzige) „Moving on“.

Mit dieser Platte manifestieren sich Good Charlotte einmal mehr als Hitfabrik und machen deutlich, dass Simple Plan und Fall Out Boy nicht die einzigen sind, die die Melange aus Rock, Pop, Alternative und einer Priese Punk perfektioniert haben. Achtung: Suchtpotential.

Markus Rutten - www.sounds2move.de