Delain „Moonbathers“ / VÖ 26.08.2016



Ob die Protagonisten gerne bei Mondlicht, im Mondlicht oder doch „im Mond“ baden wollen ist zwar nicht überliefert, der Titel ist zumindest aber durchaus wohlklingend und einzig und allein aus diesem Grund haben sich zum Beispiel auch Opeth 2011 dazu entschlossen ein Album „Heritage“ zu taufen. Bühne frei also für „Moonbathers“, das fünfte Album der - so viel Fanboy darf man doch wohl sein! - großartigen Delain.

Auffällig ist erst einmal, dass sich mit „Suckerpunch“ und „Turn the Lights out“ gleich zwei Songs von der vorangegangenen EP „Lunar Prelude“ auf dem neuen Album wiederfinden. Was einerseits zwar schade ist, da sich viele Fans elf komplett neue Songs gewünscht hätten. Andererseits aber ist diese Entscheidung unter rein qualitativen Gesichtspunkten mehr als nachvollziehbar, denn beide Nummern sind oberamtliche Ohrwürmer, die sich exzellent auf diesem Langspieler machen. Bemerkenswert ist zudem, dass es mit „Scandal“ erstmals eine Coverversion auf ein reguläres Album geschafft hat. Der End-Achtziger-Hit stammt aus der Feder von Queen und klingt auch in der delainisierten Version noch vergleichsweise aus der Zeit gefallen. Auch zum Rest der Scheibe will die Huldigung nicht so recht passen, was nicht heißt, dass die Umsetzung nicht grundsätzlich gelungen wäre. Den Ton auf „Moonbathers“ geben aber nun mal andere Songs an, etwa der augenblicklich überzeugende Uptempo-Rocker „Fire with Fire“, sicherlich auch der Symphonic Metal-Doppelschlag „Hand of Gold“/„The Glory of the Scum“, der das Album standesgemäß einläutet. Herausragende Fähigkeiten kann man der Band seit jeher auch dann attestieren, wenn es nachdenklich und stimmungsvoll wird. Sicherlich ist es ein wenig unkonventionell, dass „The Hurricane“ und „Crysalis - The last Breath“ direkt aufeinander folgend einen kleinen balladesk angehauchten Block bilden, aber dafür folgt wenig später mit „Pendulum“ der härteste und schroffeste Song des Albums. Neben den teils schön rauen Metalriffs lassen vor allem die Grunts zu Beginn aufhorchen, die im Gegensatz zu „Hand of Gold“ (Gastauftritt von Band-Freundin Alissa White-Gluz) von Frontfrau Charlotte Wessels beigesteuert werden. Die Sängerin zeigt sich auch an anderer Stelle stimmlich sehr variabel, etwa bei der ungewöhnlichen Intonierung von „Danse Macabre“. Nur einmal, beim abschließenden „The Monarch“, hält sich die Ausnahmestimme (fast) komplett raus, denn Delain beschließen ihr fünftes Album mit einem schwelgerischen Stück, das nur im Hintergrund ein paar wenige Worte zulässt. Bei den bisherigen Alben waren es stets noch einmal regelrechte Ausrufezeichen, die den Hörer entließen, allen voran das ziemlich tolle „The Tragedy of the Commons“ vom Vorgänger „The Human Contradiction“. Man will aber auch mal neue Wege gehen, was gut und richtig ist, dabei aber so clever angestellt wird, dass „Moonbathers“ dennoch zu jeder Sekunde klar als Delain-Platte zu erkennen ist. Was vor allem eines bedeutet: Nämlich, dass das hier ein fantastisches Album ist. Eines, das auch noch von einem überragenden Artwork gekrönt wird.

Markus Rutten - www.sounds2move.de