Interview mit Ji-In Cho von AND THEN SHE CAME



Ihr habt mit Krypteria drei Alben hintereinander in den Albumcharts platziert, „All Beauty must die“ hat es sogar bis auf Platz 24 geschafft. Macht ihr euch nicht das Leben unnötig selbst schwer, indem ihr jetzt unter neuem Namen und mit einer neuen Ausrichtung wieder bei Null beginnt?

Sicher – aber man tut eben, was man kann, gell? Haha! Um ehrlich zu sein, hat sich das so entwickelt, und als wir das erste Mal wieder zusammen kamen, war And Then She Came noch lange nicht in Sicht. Wir arbeiteten an einem Movie-Soundtrack und mussten aber wieder mal feststellen, wie gut wir zusammen arbeiten und uns beim Songwriting ergänzen. Irgendwann hatten wir mehr Material als für den Film gewünscht war, und so standen wir schließlich vor der Frage: „Was tun mit all dem Zeug?“ Tja, die Antwort kennt ihr jetzt.

Warum habt ihr nicht einfach unter dem Namen Krypteria weiter gemacht und ein neues Symphonic Metal-Album veröffentlicht? War die Lust auf etwas Neues einfach zu groß?

Ja, offensichtlich schlummerte die Lust tief in uns, und keinem von uns war das bewusst. Als wir uns entschieden als And Then She Came rauszukommen, sahen wir das riesige Spaßpotenzial, und ehrlich gesagt fanden wir die Narrenfreiheit super: Es war niemand da, der von uns wusste und irgendwelche Ansprüche erheben konnte. Da wir beim Songwriting keine Vorgaben beachteten, konnten wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Farben die weiße Leinwand bemalen. Das war echt cool: Es gab auf einmal Farben, von denen wir vorher nicht viel mitbekommen hatten. Zudem haben wir uns bewusst dafür entschieden, alles selbst zu machen, um auch über alles entscheiden zu können. Das ist zwar extrem viel Aufwand und auch Arbeit, die nicht direkt mit Musik zu tun hat, aber wir genießen die Freiheit und Unabhängigkeit sehr.

Wenn man euer Schaffen einfach mal von „Bloodangel’s Cry“ bis zum Debüt von And Then She Came aufreiht, dann bekommt man durchaus das Gefühl, dass ihr von Album zu Album immer ein bisschen härter geworden seid. Deckt sich dieser Eindruck mit deiner persönlichen Wahrnehmung?

Das kann schon sein, aber letztendlich geht es uns nicht darum. Wichtig sind uns immer noch gute Melodien, die zwischen rauen Riffs und Grooves ihren Platz haben. Vielleicht passiert das unbewusst, weil wir ja immer mit einem Auge und Ohr auf die Bühne schielen – da geraten wir ja schon mal gerne in einen Adrenalinrausch, hehe.

Bei „Like a Hurricane“ sind neben normalem Gesang auch Grunts zu hören. Bei „Five Billion Lies“ stammen sie unverkennbar von Alissa White-Gluz, wer aber ist weiter hinten auf dem Album zu hören? Hast du dich etwa von deiner kanadischen Kollegin in die Kunst des Gutturalgesangs einweihen lassen? Haha!

Nee, das überlasse ich lieber anderen. Die Stimme, die man immer wieder mal – auch mal klarer gesungen – hört, ist die von unserem Drummer Kuschi.

Vor ein paar Jahren bist du Mutter geworden, sollte man da nicht eigentlich erwarten, dass deine Musik lieblicher, ruhiger und wohl möglich softer wird? Bei dir setzt es stattdessen EBM-Beats, Industrial-Riffs und New Metal-Groove.

Naja, so wie jeder Mensch habe auch ich mehrere Seiten und genieße es, jede einzelne davon zu leben. Dazu gehören der Genuss von wuchtigen Energieschüben auf der Bühne genauso wie die ruhige, auch schon mal liebliche Alltagsmusik.

In meinem Review zu „And then she came“ war ich so frech zu behaupten, dass das Album zwar gut ist, es aber auch noch Luft nach oben gibt. Wo siehst du persönlich eventuell noch Nachholbedarf bei euch?

Na, wir fangen ja gerade mal an! Es gibt noch so viel zu entdecken und zu schreiben! Ich bin ja selbst gespannt auf unser nächstes Album und ich bin mir sicher, selbst wenn ich jetzt schon feste Vorstellungen äußern würde: Am Ende käme doch etwas überraschend anderes heraus!

Gibt es aktuell einen „Fahrplan“ für ATSC, also eine grobe Idee wie es jetzt nach dem Debüt weiter gehen soll? Und plant ihr mittel- und langfristig, oder überbrückt ihr nur die Zeit bis es bei Krypteria weiter geht?

And Then She Came ist eine feste Band, und wir planen langfristig unter dieser Flagge weiter zu arbeiten. Wir freuen uns auf all die Geschichten, die noch auf uns warten, vor allem live. Das ist das, was uns am meisten Spaß macht.

Wie ist überhaupt der aktuelle Status von Krypteria: Ist die Band mit der Gründung von And Then She Came für euch abgehakt und Geschichte, oder behaltet ihr euch vor, noch mal ein neues Kapitel aufzuschlagen?

Nun, wir haben uns nicht verabschiedet, aber And Then She Came ist das, was wir momentan sind und wenn man uns lässt, werden wir noch lange aufkreuzen und unseren Senf abgeben, haha!

Markus Rutten – www.sounds2move.de 



Link: www.andthenshecame.com